Anna Trökes ist Yogalehrerin und unterrichtet bereits seit 1974. Sie ist Autorin von mehr als 30 Yoga-Publikationen und leitet seit 1984 die Yogalehrausbildungsgänge für den Berufsverband der Deutschen Yogalehrer. Anna gehört zu den absoluten Urgesteinen in der deutschen Yogaszene und hat mich während eines Vortrages mit ihrer Authenzität und Offenheit ihrem eigenen Weg gegenüber sehr beeindruckt.
Anna Trökes im Interview über Yoga als möglichen Weg zur Selbstheilung

Vor zirka sechs Jahren gab es einen Moment, da hielt ich ein Rezept für Antidepressivum, das ich aufgrund meiner chronischen Migräne prophylaktisch nehmen sollte, in den Händen. Ich verwarf diese Empfehlung. Verbindest du ein Schlüsselerlebnis mit dem Beginn deines Yogaweges?
Ja. Mit 19 Jahren brach ich mir beim Training für das Sportabitur einen Lendenwirbel. Die Prognose sah nicht gut aus und ich wurde von dauerhaftem Schmerz begleitet. Nach einem einwöchigen Intensiv-Yoga-Kurs erlebte ich meine erste Stunde Schmerzfreiheit. Ich realisierte, dass ich selber etwas tun kann. Heute bin ich weitgehend schmerzfrei und dafür bin ich sehr dankbar.
Rumi sagte einmal „Das Heilmittel für Schmerz liegt im Schmerz.“ Was sagt er uns damit?
Dass es wesentlich ist mit dem Schmerz zu kommunizieren und zu verstehen, was er uns sagen will. Es hilft nicht, ihn nur weghaben zu wollen. Schmerzen haben eine Bedeutung. Wenn wir sie nicht erkennen, kommen sie immer wieder. Er erinnert den Menschen an seine Selbstwirksamkeit.
Welche Selbstheilungskräfte trägt der Mensch in sich?
Jeder hat ein Immunsystem, das Krankheiten abwehrt und mit seiner Immunantwort Heilung einleitet. Jeder Organismus trägt in sich die Kraft der Homöostase (heute eher Homöodynamik genannt). Das ist die Kraft in uns, die aus sich heraus alles Notwendige veranlasst, damit krankmachende Dysbalancen wieder ausgeglichen werden und wir gesunden. Es ist die Kraft in uns, die unsere Wunden heilen und die nach einem Bruch die Knochen zusammenwachsen lässt Es ist die Kraft, die Entzündungsreaktionen in den Griff bekommt und unsere Zellen immer wieder erneuert. Diese Kräfte können wir aktiv unterstützen, vor allem indem wir uns immer wieder Ruhepausen gönnen und lernen uns zu entspannen.
Von der inneren Haltung zur Heilung. Wie kann Yoga die Selbstheilungskräfte stärken?
Durch Verbesserung der Körperwahrnehmung. Durch Einüben von Achtsamkeit. Durch das Einüben einer entspannten und tiefen Atmung. Durch Entspannungsübungen und Meditation. Und durch ein Verständnis dafür, dass wir selber viel für unsere Gesunderhaltung und Heilung tun können. Yoga lehrt seit jeher, dass alles dem Wandel unterworfen ist und sich auch diese Phase wieder wandeln wird. Yoga lehrt, dass es keine Sicherheit im Außen geben kann und das wir jederzeit alles in uns selbst finden.
Yin-Qualitäten sind gewissermaßen die Medizin für unser modernes Lebens, das eher yang-betont ist. Wie schenkst du deinen Yin-Facetten ihren Raum?
Mein Yin ist mit dem Hund rauszugehen, mit meinem Mann zusammen zu sein, in Ruhe essen, lesen und vor allem der Rückzug in mich selbst in den Stunden des Alleinseins.
Woran möchtest du die Menschen erinnern?
Dass das Leben ein Wunder ist und jeder von uns, in welcher Form auch immer, ein Teil dieses Wunders ist. In den Corona-Statistiken sollten wir deshalb auch immer auf die Anzahl derjenigen achten, die wieder genesen sind.
Welches Buch hat dich maßgeblich inspiriert?
Patanjalis Yoga Sutra. Seit 30 Jahren begleitet mich dieser Text nun schon und das Wissen sinkt immer tiefer in mich ein. Ganz oft erinnere ich mich in schwierigen (Alltags-)Situationen an ein Sutra. Das hilft mir sehr.
Mehr über Anna Trökes: prana-yogaschule.de
Foto: Anna Trökes
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